FAQ zu Schamanismus
Ist Schamanismus Scharlatanerie?
Nein. Wenn eine Person sagt, Schamanismus sei Scharlatanerie, weiß sie nicht, wovon sie redet. Sie denkt vermutlich an jemanden, der auf dem Imitat einer schamanischen Trommel rumschlägt und sich deshalb Heiler:in nennt; oder an jemanden, der versucht, mit einem gefälschten Amethyst und irgendeinem App-Wochenhoroskop die Zukunft von Freund:innen vorherzusagen. Im Schamantum* kann eine Trommel benutzt werden, ein Amethyst, eine Technik der Stern-Deutung oder auch nicht. So oder so: Seine Quellen und Verfahren unterscheiden sich grundlegend von den Betrügereien dubioser Geldmacher:innen und Illusionen angefixter Kenntnisloser. Wer in seriöser Weise schamanisch arbeitet, ist glasklar im Kopf, offen im Herzen und von einer strengen Handlungsethik diszipliniert. Ein:e Schaman:in hat eine existenzielle Entscheidung getroffen, was die Art zu leben und zu wirken angeht. Er:sie steht in einem Dienst, der ständig Rechenschaft vor der gesamten Natur abfordert. Dabei ist kein Platz für Scharlatanerie. Wahrscheinlich wirst du das schnell merken, wenn du dich probehalber darauf einlässt, worum es im ‚schamanischen Raum‘ geht.
*Die Schreibweise Schamantum wähle ich bewusst: einerseits um den „Ismus“ im Wort Schamanismus zu vermeiden, andererseits zum Zweck der Gender-Neutralität.
Woher weiß ich, dass ich einem:r Schaman:in vertrauen kann?
Das kannst du nicht wissen. Wissen, dass man vertrauen kann, ist ein Paradox. Denn wo Vertrauen anfängt, hört Wissen auf. Du kannst nur wissen, wann du nicht vertrauen solltest. Hierfür gibt es eindeutige Indizien (ob sie sich dir immer eindeutig genug zeigen, ist eine andere Frage). Der Kompass des Vertrauens ist Intuition. Und wie ich in meinen Blog-Beiträgen (und überhaupt) immer wieder sage: Ein schamanisches Leben erfordert Mut. Deshalb heißt für einen Menschen, dessen Zweifel und Skepsis sein Vertrauen überdecken, ein erster schamanischer Schritt: „Ich lass es mal drauf ankommen.“ Ob du diesen Schritt gehen willst oder nicht, bleibt deine Entscheidung.
Sind Schaman:innen verrückt?
Nein. Sie sind offen für filterlose Beseelung. Dabei verlieren sie niemals die Kontrolle. So gesehen, sind sie Künstler:innen, nur ohne ‚eigenes Sujet‘. Das schamanische Sujet ist das Geflecht aus allem, was war, ist und werden will.
Passt Schamanismus überhaupt in unsere Zeit?
Ja. Ich würde sogar sagen: Die Gegenwart - und auch die Zukunft - brauchen dringend schamanisch lebende Menschen. Denn schamanische Menschen haben etwas Wesentliches verstanden: dass die Herausforderungen des menschlichen Lebens und jedes Zeitalters größer und tiefer sind als alle Worte; und dass entsprechend alle Antworten, inkl. lösungspraktische, aus etwas geboren werden und in etwas hineinführen, das größer und tiefer ist als alle Worte. Außerdem verfügen schamanische Menschen über Mittel und Wege, dieses wesentliche Verständnis in ganzheitliche Lebenspraxis zu übersetzen (und auch in Worte). Schaman:innen des 21. Jahrhunderts erkennt man nicht unbedingt an Knochen-Halskette, Geh-Stock oder Kräuter-Bündel. Manche von ihnen ja. Andere tragen maßgeschneiderte Hosenanzüge oder sind regelrechte cyber shamans. Wer am Verhältnis zwischen schamanischen Anschauungen und Wissenschaft(en) interessiert ist, kann dazu meinen Blog-Artikel lesen und mein YouTube-Video anschauen.